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Interview „Greenfilm.pro“ mit Fabian Martin Diering, Green Consultant

 

  1. Ludwig Kameraverleih und MBF Filmtechnik haben sich in einer gemeinsamen Selbstverpflichtung für eine „Nachhaltige Arbeitweise“ ausgesprochen. Was hat Euch zu dieser Initiative gebracht? (Gab es Schlüsselerlebnisse?)

 

Das Schlüsselerlebnis ist eigentlich das Weltbild selbst. Die voranschreitende Klimaerwärmung ist nicht zu wiederlegen und es ist unsere Aufgabe, unseren Teil für eine Nachhaltige Veränderung beizutragen.

Deshalb haben wir uns entschlossen, mit einem Nachhaltigen Gedanken unsere Arbeitsweise zu hinterfragen, uns neu Aufzustellen, anzupacken und umzudenken.

 

  1. Du bist bei Ludwig/MBF die Umweltmanagerin. Was sind Deine konkreten Aufgaben?

 

Meine Aufgaben sind, zusammen mit meinem Nachhaltigkeitsteam, eine Firmeninterne und eine Firmenexterne Umstrukturierung in die Richtung „Grünes Arbeiten“ und „Grünes Drehen“ koordiniert und realistisch zu gestalten und für die Umsetzung zu sorgen. Dies beinhaltet sowohl Recherche Arbeiten, nach neuen Technologien und eventuell vorhandenen Referenzen, als auch beratende Tätigkeiten für Produktionen und Kunden, die diese gerne in Anspruch nehmen wollen, weil sie sich für einen „Grünen Dreh“ entschieden haben.

 

  1. Was sind Eure Ziele und wie werden Eure nächsten Schritte aussehen?

 

Wir betrachten unsere Ziele immer aus der „Grün Arbeiten“ und „Grünes Drehen“ Perspektive. Das eine ist eine nachhaltige Umstrukturierung unserer Arbeitsweisen in unserem Büroalltag, das andere ist die Suche und die neu Anschaffung von neuen Technologien, die die technische Arbeitsweise nachhaltig stark positiv beeinflusst.

So wollen wir bis Ende 2022 unseren Papier-und Plastikverbrauch auf ein absolutes Minimum senken und unser Hauptaugenmerk auf neue LED Technik oder neue Akkutechnik setzten.

 

  1. Wie sehen Eure bisherigen Erfahrungen aus? Wie sind die Reaktionen der Kollegen in der Filmbranche?

 

Das Feedback zu unserer Selbstverpflichtung und der Installation von meiner Person als Umweltmanagerin war sehr positiv. Nicht nur von unseren Stammkunden, sondern auch von externen Beleuchtern, Kameraassistenten, Förderungen, Organisationen, Green Consultants aber auch anderen Verleihern.

 

  1. Wie sieht die technische Entwicklung zurzeit aus? Auf welche neuen Produkte können wir uns freuen, die uns beim Grünen Produzieren unterstützen werden?

 

Die technische Entwicklung hat ein enormes Tempo innerhalb der letzten 5 Jahre aufgenommen. Anfang der 2010er hätte nicht jeder damit gerechnet, dass wir in so schneller Zeit solch hochentwickelte und mit diversen Features ausgestatten LED-Lampen im Verleih haben, wie zum Beispiel Skypanels oder auch Asteras. Somit wurde binnen kürzester Zeit viele Alternativen für kleinere HMI oder auch Kunstlichtlampen entwickelt und diese haben sich auch in Windeseile durchgesetzt.

Und die Entwicklung hört nicht auf, es wird versucht, nun da man kleinere und mittelgroße gestandene HMI- oder Kunstlichteinheiten kompensiert hat, die größeren Einheiten in Angriff zu nehmen.

Auch an der Akkufront wird weiter ausprobiert und geforscht, wie wir es in naher Zukunft schaffen können auf Lithium-Ionen zu verzichten.

Des Weiteren kann man sich auch darüber freuen, dass Aggregate in Angriff genommen werden, die auf Elektrobetrieb aufbauen. Auch Solarpanels werden versucht zu integrieren und zu kombinieren, um eine nachhaltigere Ladetechnik zu schaffen.

Wir können uns also durchaus auf viele neue Produkte freuen, die in den nächsten Jahren auf dem Markt erscheinen werden.

Veränderungen, vor allem in der Technologie benötigen immer etwas Zeit, es muss getestet werden, es muss verbessert werden aber mein Chef sagt immer einen Satz, den ich sehr mag.

„Wir gehen die Stufen schnellen Schrittes hoch, jedoch rennen wir nicht, denn dann ist man unvorsichtig und fällt und das sollten wir vermeiden“.

 

  1. Die Situation durch Corona ist für viele Filmschaffende äußerst bedrohlich. Entstehen trotzdem auch Nachhaltige Chancen für die Filmschaffenden und die Branche?

 

Wir sollten das Thema Nachhaltigkeit nicht aus den Augen verlieren. Es ist immer noch eines der wichtigsten Themen, die wir angehen müssen. Zurück zu alten Verhaltensmustern ist eigentlich keine Option.

Nichts desto trotz muss der Fokus im Moment natürlich auf der Erhaltung der Existenzen liegen. Wir müssen einen gemeinsamen Weg aus dieser Zeit finden aber aus Krisen wachsen Chancen, sagt man ja so schön und an dieser Hoffnung halten wir fest und wir versuchen alles, das diese Hoffnung auch Gestalt annimmt.

 

  1. Wir fangen wieder an zu drehen, wird sich der deutliche Trend zum Nachhaltigen Produzieren den wir im Frühjahr erlebt haben, mit der gleichen Dynamik fortsetzen?

 

Meiner Meinung nach müssen hierfür alle an einem Strang ziehen. Sowohl die, die die Regeln erschaffen, um „Drehen unter Corona Bedingungen“ möglich zu machen, als auch diejenigen, die mit diesen Regeln arbeiten werden. Alle Gewerke eines Filmdrehs sollten die Regeln mit einem „Grünen Gedanken“ hinterfragen und vielleicht die eine oder andere Verbesserung vorschlagen. Es muss unser Ziel sein, das bestmöglich Nachhaltige aus der Situation herauszuholen ohne einander zu gefährden.

 

  1. Wie wird die Krise den CO2-Fußabdruck der Film-Branche langfristig beeinflussen? Im EU Parlament gibt es Stimmen, die den Green Deal aussetzen wollen. Wird Wirtschaftlichkeit wieder vor Nachhaltigkeit stehen?

 

Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Sollte wirklich wieder vermehrt auf Einwegprodukte am Set gesetzt werden, ist es unausweichlich, dass der CO2 Abdruck in unserer Branche sich exorbitant verschlechtern wird. Deswegen liegt es an uns diese Regeln zu hinterfragen und gemeinsam einen Weg zu finden.

Ob am Ende die Wirtschaftlichkeit vor die Nachhaltigkeit gestellt wird, diese Entscheidung muss jeder Verantwortliche selbst entscheiden. Vielleicht findet man auch einen Weg, beides zu vereinen. Dies setzt voraus, dass es eine Kommunikation gibt, zwischen verschiedenen Institutionen, die in einen Filmdreh involviert sind. Vom Herstellungsleiter, über die Förderung und den Verleih bis hin zu den Crews der einzelnen Gewerke.

Wir als MBF Filmtechnik/ Ludwig Kameraverleih werden weiterhin den „grünen Weg“ gehen und versuchen eine nachhaltige Filmbranche mit unseren Mitteln zu gestalten, zu fördern und zu vermitteln.