Jan Georg Schütte inszeniert neue Degeto-Comedy-Serie ohne Drehbuch und mit Multikamera-System
Die neue ARD-Serie von Jan Georg Schütte erzählt von der Beerdigung eines alten Patriarchen, zu der geladene und ungebetene Gäste kommen. Das emotionale Wiedersehen bringt viele Geheimnisse aus der Vergangenheit an die Oberfläche, die der Verstorbene eigentlich mit ins Grab nehmen wollte.
Nach nur zwei Tagen war das neue, experimentelle Impro-Comedy-Projekt »Das Begräbnis« erfolgreich abgedreht. Das herausragende Schauspieler-Ensemble umfasst Jörg Gudzuhn, Charly Hübner, Anja Kling, Claudia Michelsen, Uwe Preuss, Christine Schorn, Catrin Striebeck, Devid Striesow, Enno Trebs, Adina Vetter und viele weitere. Die Darstellerinnen und Darsteller spielen ohne Drehbuch, sie improvisieren die konfliktgeladenen Szenen rein auf Grundlage ihrer Rollenprofile.
Grimme-Preisträger Jan Georg Schütte über das Konzept: »Warum ich improvisiere? Weil ich damit die Schauspieler und ihre Fantasie in den Mittelpunkt stellen kann. Weil es sich bewährt hat. Weil definitiv alle Abteilungen vor Drehbeginn kurz vorm Infarkt stehen. Das gibt immer schön lebendige Ergebnisse.«
Für die aufwändige Mehrkamera-Produktion zeichnen sich erneut Oliver Schwabe (DoP) und Nikolas Jürgens (technischer Leiter) verantwortlich. Die beiden arbeiteten bereits beim Projekt »Wellness für Paare« (Regie ebenfalls Jan Georg Schütte) zusammen, es folgten weitere Mehrkameraproduktionen in dieser Konstellation: »Klassentreffen« (2017) mit 22 Kameras und »Tatort – Das Team – Gut und Böse« (2019) mit 32 Kameras.
Die Arbeitsweise wurde aufgrund der gemeinsamen Erfahrung stetig verfeinert: Oliver Schwabe koordiniert das Inhaltliche und die Auflösung, während Nikolas Jürgens die technischen Belange dieser komplexen Aufnahmen kontrolliert und leitet.
Während bei »Wellness für Paare« immer ein Kamerapaar (kurze Brennweite/lange Brennweite) auf die Protagonisten verteilt wurde, arbeiten Schwabe und Jürgens seit »Klassentreffen« nach dem Bühnenprinzip: Die Spielorte in den ausgewählten Locations werden im Vorfeld festgelegt. Die Schauspieler erhalten eine Rollenbeschreibung der einzelnen Figuren. Am Tag des Drehs improvisieren sie dann entsprechend ihrer Profile.
Der mögliche Aktionsradius der Schauspieler und die damit einhergehenden Kamerabewegungen und Positionen werden in einer Probe mit Schauspielschülern durchgespielt. Letztendlich entstehen vor dem Dreh damit ein Floorplan und die Aufteilung, Anzahl und Positionen der Kameras. Nur so kann die große Unbekannte der Improvisation den Darstellern nicht genommen werden, da dies ja genau das ist, was das Format von Jan Georg Schütte ausmacht.
Von den 40 Kameras für »Das Begräbnis« wurden 22 Kameras dem Hauptmotiv fest zugewiesen und mit Kameraoperatoren besetzt. Die anderen 18 bemannten Kameras wurden auf verschiedene Motive verteilt und während des Drehs auf andere Positionen verwiesen, sobald ein Motiv als Hauptspielort abgedreht war. Zusätzlich wurden noch unbemannte Kameras und ein Kameraüberwachungssystem eingesetzt, das den Bereichsregien half, ihre Figuren über das gesamte Set zu folgen.
Jede der sechs Folgen wurde aus der Sicht einer anderen Figur erzählt. Dies erforderte eingestreute Regieanweisungen von Jan Georg Schütte, um eine Unterscheidung in der Dramaturgie und Geschichte in den einzelnen Folgen zu erzielen.
Letztendlich wurden 93 x 90 Minuten Material gedreht. Um zu gewährleisten, dass für die einzelnen Folgen alles im Kasten war, wurde während des Drehs durch Protokollanten über die Überwachungskameras der Dreh gegen gecheckt. Jeder Protokollant war für seine Darsteller verantwortlich. Mit einem iPad konnte der jeweilige Protokollant den Namen seines Schauspielers anwählen, um so zu überprüfen, welcher Text zum anderen Schauspieler gesprochen wurde. Alles lief also »live«.
Das Sondieren des Tons eines jeden Schauspielers per Auswahl mit dem iPad wurde durch Volker Zeigermann möglich gemacht. Zeigermann ist seit »Wellness für Paare« der Verantwortliche für das Sounddepartment, so auch bei »Das Begräbnis«.
Hinweis in eigener Sache: Ludwig Kameraverleih und MBF Filmtechnik als Full-Service-Rental konnten den Großteil der Kameratechnik aus eigenen Beständen zusteuern, was Kosten und Logistik minimierte!
»Das Begräbnis« – Erstausstrahlung (linear): ARD – Das Erste, 25.01.2022, 22:50 Uhr und natürlich auch in der Mediathek.